Die Bestsellerautorin Dörte Hansen fühlte sich an der Universität Kiel, an der sie studierte, anfangs unwohl. „Ich spürte immer Furcht und Zweifel, aber auch den Drang, das trotzdem zu machen“, sagt sie der Hamburg-Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. Dort spricht sie über ihre Herkunft aus einer Handwerkerfamilie in einem nordfriesischen Dorf.
„Ich habe selbst vom Bildungsboom extrem profitiert, wie alle Mädchen meiner Altersgruppe. Plötzlich war es möglich, als Handwerkertochter aufs Gymnasium zu gehen!“, sagt Hansen. „Meine Eltern brachten große Opfer, um mich zu unterstützen. Es gab keinen Schulbus zum Gymnasium, also fuhren sie mich hin.“ Allerdings habe es Dörte Hansen als Loyalitätskonflikt empfunden, dass sie zum Studium nach Kiel ging: „Heißt das, dass ich das Dorf ablehne? Ist es eine Art von Verrat, von Untreue? Diese Fragen haben mich lange beschäftigt.“ Schließlich sei sie zu dem Ergebnis gekommen, „dass man das Recht hat, sein eigenes Leben zu führen, und damit niemandem etwas Böses tut“. Von solchen Konflikten erzählt auch Dörte Hansens Roman „Mittagsstunde“. Bald wird die Geschichte im Hamburger Thalia Theater auf die Bühne kommen, die Premiere findet am 12. Juni statt. Im Sommer wird der Roman fürs Kino verfilmt, mit Charly Hübner in der Hauptrolle. |
Dörte Hansen: „Ich spürte immer Furcht und Zweifel“
02/06/2021