Systemrelevante Berufe – überlebenswichtig und schlecht bezahlt

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Alltag in Deutschland von Grund auf verändert. Mehr als zuvor ist die Gesellschaft auf die Arbeit von Beschäftigten in „systemrelevanten Berufen“ angewiesen. Doch wie viel verdienen beispielsweise Angestellte in Pflegeberufen oder in den Supermärkten?

Systemrelevante Berufe – überlebenswichtig und schlecht bezahlt 21/03/2020

Die aktuelle Corona-Krise verdeutlicht besonders, welche Berufe in Deutschland systemrelevant sind. Doch wie viel verdienen Beschäftigte mit diesen Jobs? Die Analysten von Gehalt.de haben auf Basis von 12.427 Datensätzen die Einkommen in ausgewählten systemrelevanten Berufen untersucht. Das Ergebnis: Chef- (142.600 Euro) und Oberärzte (121.100 Euro) verdienen am meisten. Kassierer (26.800 Euro) und Einzelhandelskauffrauen und -männer in der Lebensmittelbranche (28.100 Euro) beziehen die niedrigsten Einkommen.
Ärzte verdienen unter den ausgewählten systemrelevanten Berufen am meisten. Während Chef- und Oberärzte ein jährliches Bruttoeinkommen von über 100.000 Euro beziehen, erhalten Fachärzte rund 80.400 Euro. Es folgen Apotheker mit einem Einkommen von 54.200 Euro.

Besonders Kranken- und Heilerziehungspfleger sind in der aktuellen Situation essentiell. Ihr jährliches Gehalt beträgt 38.600 Euro beziehungsweise 35.900 Euro. „Im Hinblick auf die Corona-Pandemie sind wir immens auf das medizinische Personal angewiesen – und noch nie war der Fachkräftenotstand in der Pflegebranche und im Gesundheitswesen deutlicher“, so Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de.
Erzieher und Altenpfleger verdienen unterdurchschnittlich
Die Betreuung der Kinder von Beschäftigten in systemrelevanten Berufen müssen aktuell Erzieher gewährleisten. Diese verdienen ein jährliches Bruttogehalt von 36.300 Euro. Insbesondere ältere Menschen sind auf Unterstützung angewiesen. Trotz Kontaktbeschränkung benötigen viele Senioren die Hilfe von Altenpflegern. Beschäftigte in diesem Beruf verdienen jährlich 32.900 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen aller Beschäftigten liegt in Deutschland bei rund 45.000 Euro.
Beschäftigte im Einzelhandel beziehen vergleichsweise wenig
Lebensmittelläden bleiben aktuell geöffnet, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Einzelhandelskauffrauen sowie -männer in der Lebensmittelbranche erhalten 28.100 Euro und Kassierer 26.800 Euro. Sie beziehen das niedrigste Einkommen unter allen ausgewerteten Berufen. „Beschäftigte im Einzelhandel der Lebensmittelbranche gehören zu den Geringverdienern und arbeiten oft nah an der Mindestlohngrenze. Sie sind aktuell einer hohen Belastung und massenhaft Kontakten ausgesetzt, was sie zu den Helden unseres Alltags macht“, so Bierbach weiter.
Weitere systemrelevante Berufe: Online-Redakteur und Berufskraftfahrer
Berufskraftfahrer sind aktuell für den Güter- und Personenverkehr wichtig, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Sie verdienen jährlich rund 29.600 Euro. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfahlen hat zudem den Beruf „Journalist“ als weiteren systemrelevanten Beruf hinzugezogen. Laut der Auswertung beziehen Online-Redakteure jährlich ein Gehalt von rund 40.400 Euro.

„Die Notwendigkeit der systemrelevanten Berufe muss sich in Zukunft stärker im Gehalt, in den Arbeitsbedingungen und in Rentenzahlungen widerspiegeln. Auf die Corona-Krise sollte unbedingt eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung für diese Beschäftigten folgen“, so Bierbach abschließend.
Anmerkung: Diese Pressemitteilung soll keine Vollständigkeit systemrelevanter Berufe abbilden. Zum Beispiel müssen auch Angestellte in der Polizei, in Behörden, im öffentlichen Nahverkehr, in der Energieversorgung, der Entsorgung oder Justiz weiterhin den Dienst antreten. Diese werden teils nach Tarifen bezahlt. In den Besoldungstabellen lassen sich die Gehälter nachschlagen.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Pressemitteilung die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.
Alle Ergebnisse im Überblick

Beruf

Q1

Median

Q3

Chefärztin bzw. -arzt

119.371 €

142.557 €

201.425 €

Oberärztin bzw. -arzt

99.019 €

121.083 €

141.356 €

Fachärztin bzw. -arzt

65.575 €

80.378 €

98.607 €

Apotheker/-in

48.196 €

54.170 €

65.033 €

Online-Redakteur/-in

34.267 €

40.411 €

48.579 €

Krankenpfleger/-in

33.181 €

38.554 €

45.076 €

Erzieher/-in

32.115 €

36.325 €

41.907 €

Heilerziehungspfleger/ -in

31.183 €

35.852 €

41.333 €

Altenpfleger/-in

29.320 €

32.932 €

37.674 €

Arzthelfer/-in

26.730 €

31.030 €

36.773 €

Berufskraftfahrer/-in

26.317 €

29.616 €

34.818 €

Einzelhandelskauffrau /-mann
(in der Lebensmittelbranche)

24.097 €

28.126 €

33.554 €

Kassierer/-in

22.629 €

26.824 €

32.656 €

 

Zur Methodik: Das Vergleichsportal Gehalt.de hat 12.427 Datensätze von Beschäftigten aus ausgewählten systemrelevanten Berufen analysiert. Diese Berufe gehen aus einer Liste der Gesundheitsministerien einzelner Bundesländer hervor. Die Daten stammen größtenteils von Fachkräften, mit Ausnahme der Chef- und Oberärzte, und sind maximal 12 Monate alt.

Bei den Gehaltsangaben handelt es sich um Bruttojahresgehälter im Median auf Basis einer 40 Stundenwoche und 28 Urlaubstagen – inklusive variabler Bestandteile wie Boni, Prämien, Tantiemen, Provisionen und möglicher Überstundenvergütung.

So lesen Sie die Daten: Der Median beschreibt die Mitte aller Daten: 50 Prozent liegen über dem Wert, 50 Prozent darunter. Der Median ist daher genauer als der Durchschnittswert, der durch Ausreißer verzerrt werden kann. Q1 bedeutet, 25 Prozent der Gehälter liegen unter diesem Wert, Q3 bedeutet, 25 Prozent der Gehälter liegen über diesem Wert.