„Seht Ihr unsern Stern dort stehen
Helles Licht in dunkler Nacht
Hoffnung auf ein neues Leben
Hat er in die Welt gebracht“
Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier beim Empfang der Sternsinger:
Leider kann ich nicht so gut singen wie Ihr, verehrte Majestäten. Ich hoffe, Ihr habt es trotzdem erkannt. Euer Lied vom Beginn klingt mir jedenfalls immer im Ohr, wenn die Sternsinger von Haus zu Haus ziehen. Wie schön, dass Ihr auch an diesem Haus im Tiergarten haltgemacht habt. Herzlich willkommen im Schloss Bellevue! Meine Frau und ich freuen uns sehr, dass Ihr da seid!
Helles Licht in dunkler Nacht – im Winter, in der dunklen Jahreszeit, wenn die Sonne spät auf- und früh wieder untergeht, dann sehnen wir uns nach Licht. Wir sehnen uns nach Wärme.
Mir geht es zumindest immer so: Wenn meine Laune etwas schlechter ist, dann freue ich mich über Besuch von Freunden. Ich freue mich über Musik, die meine Stimmung hebt. Und ich freue mich natürlich über gute Neuigkeiten.
Ihr, liebe Sternsinger, bringt gute Neuigkeiten! Ihr zieht von Haus zu Haus, um die frohe Botschaft zu verkünden. Mit Euren Liedern und Gedichten macht Ihr ganz vielen Menschen in diesem Land eine große Freude. Mit Eurem Stern bringt Ihr Licht in dunkle Nacht.
Meine Frau und ich waren weltweit schon an sehr vielen Orten, an denen Kinder unsere Hilfe brauchen. Im Flüchtlingslager Al-Azraq in Jordanien. In den Armenvierteln von Medellín in Kolumbien. In den Slums von Johannesburg oder Neu-Delhi.
Wir haben mit eigenen Augen in den Augen der Kinder viel Not gesehen. Aber auch große Hoffnung.
Euch, liebe Sternsinger, kann ich ansehen, wie sehr Euch diese Hoffnung antreibt. Mit den von Euch gesammelten Spenden bringt Ihr anderen Kindern Hoffnung. Hoffnung auf ein neues Leben, wie es im Lied vom Beginn heißt. Ein Leben ohne Hunger. Ein Leben mit guter Schulbildung und Gesundheitsversorgung. Ein Leben in Würde.
Dazu passt auch Euer Motto „Segen sein, Segen bringen“. Dieses Jahr sammelt Ihr insbesondere für Kinder im Libanon. Die Kinder dort leiden besonders. Das haben wir bei unserem Besuch in Flüchtlingslagern bei Beirut und in der Bekaa-Ebene mit eigenen Augen gesehen. Wir finden es toll, dass Ihr das Schicksal dieser Kinder in den Mittelpunkt Eurer Spendenaktion stellt. Wir möchten helfen, dass Mädchen und Jungen, die aus Syrien flüchten mussten, in die Schule gehen können, und die libanesischen Kinder natürlich auch. Sie lernen lesen, rechnen und schreiben – alles das, was für Kinder in Deutschland selbstverständlich scheint. Und was so unglaublich wichtig für ein selbstbestimmtes Leben ist.
Liebe Sternsinger, Ihr leistet damit einen großen Beitrag dazu, dass unsere Welt, die in diesen Tagen auch Sorgen auslöst, ein klein wenig besser wird. Dafür danke ich Euch als Bundespräsident von ganzem Herzen!
Herzlichen Dank auch den vielen Menschen, die Euch die Türen und ihren Geldbeutel öffnen. Jahr für Jahr kommen dabei sehr beträchtliche Beträge zusammen.
Mein herzlicher Dank geht nicht zuletzt auch an Sie, lieber Herr Pfarrer Bingener, und Sie, liebe Frau Norpoth. Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend helfen das ganze Jahr über bedürftigen Kindern in vielen Teilen der Welt.
Liebe Königinnen und Könige aus dem Bistum Passau, normalerweise werden bei einem Staatsbesuch wie heute Orden ausgetauscht und gegenseitig ans Revers geheftet. Ich finde, wir brauchen das heute gar nicht. Zum einen seht Ihr in Euren prächtigen Gewändern sowieso schon sehr beeindruckend aus. Zum anderen könnte auch der größte Orden nicht so hell glänzen und strahlen wie Eure stolzen Augen. Und wie Euer Stern, der Euch beschirmt und Euren Weg erleuchtet.
Vielen Dank, dass Ihr meine Frau und mich besucht habt! Alles Gute, viel Glück und viel Segen auf all Euren Wegen!